Volker und Katrin Bayer im Darmstädter Echo

Darmstädter Echo 12. Mai 2014 | Von ste |
Das Moorhaus als zweites Zuhause
porträt – Katrin Bayer aus Pfungstadt ist die jüngste Vorsitzende einer Ortsgruppe der Naturfreunde in Hessen

Die jüngste Vorsitzende einer Ortsgruppe der Naturfreunde in Hessen ist mit 31 Jahren Katrin Bayer. Sie hat dieses Amt in Pfungstadt von ihrem Vater Volker Bayer übernommen.
Mit 31 Jahren ist Katrin Bayer die jüngste Vorsitzende bei den hessischen Ortsgruppierungen der Naturfreunde. Sie hat dieses Amt unlängst von ihrem Vater Volker Bayer übernommen.

„Ich bin zusammen mit meinem Bruder Felix quasi im Moorhaus groß geworden“, sagt die 31-Jährige. Schon als kleines Kind waren das Moorhaus und sein Freigelände der selbstverständliche Spielplatz für sie, streifte sie mit und ohne den größeren Bruder hier herum und besitzt seit 1985 die eigene Mitgliedschaft bei den Naturfreunden.
„Wir sind eigentlich durch meine Frau Monika zu den Pfungstädter Naturfreunden gekommen“, erinnert sich Volker Bayer (69), der bei der jüngsten Mitgliederversammlung im April auf eine Wiederwahl für das Amt des Vorsitzenden verzichtete. Monika Bayer ihrerseits ist mit den Naturfreunden bestens vertraut, ihr Vater war Gründungsmitglied der Eberstädter Ortsgruppe. Als die junge Familie nach Pfungstadt gezogen war, wurde das Moorhaus am Rande des Pfungstädter Moors zum zweiten Zuhause der jungen Familie, die bald Mitglied wurde.
„Für mich war das Engagement der Naturfreunde für Umwelt- und Naturschutz zum Auslöser für mein Engagement“, erläutert Volker Bayer im Rückblick. Nachdem er zuvor vier Jahre lang Beisitzer im Vereinsvorstand gewesen war, übernahm er 1990 den Vorsitz. Zwischenzeitlich war er auch im Landesvorstand in unterschiedlichen Aufgaben tätig. Auch jetzt nach seinem Rückzug vom Amt ist er noch immer im Vorstand als Beisitzer aktiv und darüber hinaus für die Belegung des Moorhauses zuständig.
Als er das Amt des Vorsitzenden übernahm, war das Moorhaus schon mitten im Umbau. Ursprünglich war es ein SA- Schießplatz gewesen, der von Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg errichtet worden war. Zusammen mit Gerald Hofmann als zuständigem Architekt gestalteten die Naturfreunde ihr Domizil nach ökologischen und energetischen Aspekten um. Als sich nach dem Krieg die Naturfreunde als Pfungstädter Verein etablierten, hatte ihnen die Stadt die Anlage überlassen. Beim Umbau in mehreren Abschnitten zwischen 1986 und 1992 stockten sie das Haus auf und schufen Gästezimmer. 1997 wurde eine Pflanzenbeetkläranlage gebaut, ganz in der Tradition der Naturfreunde.
Das gastfreundliche Moorhaus, zu dem Volker Bayer und seine Familie eine enge Bindung hat, ist inzwischen zu einer angesagten Adresse geworden. Seine fünf Gästezimmer sind während des ganzen Jahres belegt. Es melden sich Familien, Schulklassen, Fachschaften von Universitäten und Vereine an. „Im vergangenen Jahr hatten wir 1400 Übernachtungen, doch dieses Jahr werden wir diese Zahl übertreffen“, erklärt Volker Bayer.
Außerdem haben die Naturfreunde auch zahlreiche Besucher, die das sonntägliche Moorhaus-Café ansteuern, in dem die Naturfreunde im Sommer bevorzugt auf dem Freigelände Kaffee und hausgebackenen Kuchen anbieten. Seit 1989 haben sie eine eigene Kindergruppe, die von Monika Bayer ins Leben gerufen wurde. Inzwischen sind hier zwei Kindergruppen aktiv für Jungen und Mädchen im Kindergarten- und Grundschulalter, die behutsam an die Natur herangeführt werden.
Bayer will das Angebot im Moorhaus ausbauen
Für Katrin Bayer steht nach der Amtsübernahme fest, dass sie die Arbeit auf der vorhandenen Basis im Team weiterführen wird. Die Historikerin, die beim Sozialkritischen Arbeitskreis beschäftigt ist, setzt dabei auch auf die Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen und Einrichtungen, wie sie schon mit dem Heimatverein und dem Museum besteht. Sie wolle das vorhandene Angebot weiter ausbauen. Bisher gibt es im Moorhaus bereits Familienfeste, Literatur- und Kriminächte sowie Themenabende.
Derzeit hat der Verein 130 Mitglieder, wobei das Durchschnittsalter dank der beiden Kindergruppen in den vergangenen Jahren auf knapp über 40 Jahre gesunken ist.